Mit einem eindringlichen Appell an Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) wenden sich die beiden Co-Vorsitzenden der russischen Umweltorganisation Ecodefense, Alexandra Koroleva und Vladimir Slivyak, gegen den Weiterbetrieb des Kohle-Kraftwerks Datteln IV, gegen die dafür notwendigen Kohleimporte aus Sibirien sowie gegen die laufenden Uranmüllexporte von der Urananreicherungsanlage Gronau nach Novouralsk bei Ekaterinburg. Hier das Schreiben im Original:
Dringender Appell von Ecodefense an Bundesumweltministerin Svenja Schulze
Moskau, 7. Juni 2020
Herzliche Grüße aus Russland, wo die Grenzen wegen der Corona-Pandemie geschlossen wurden und Präsident Putin Druck macht, die Verfassung so zu ändern, dass er unbefristet an der Macht bleiben kann.
In diesen schweren Pandemie-Zeiten versuchen viele dreckige Industrien die Situation zu ihrem Vorteil auszunutzen
Der Urananreicherer Urenco z. B. schickt Atommüll von der Urananreicherungsanlage Gronau in Westfalen nach Russland, weil die russische Atomindustrie den Atommüll aus kommerziellen Gründen gerne annimmt.
Aufgrund der aktuellen Beschränkungen durch die russische Regierung – bis jetzt durften wir weder die Wohnung verlassen noch auf der Straße demonstrieren – profititiert die Atomindustrie von protestfreien Atomtransporten. Das hatten sie sich immer erhofft.
Urenco profitiert auch von der Pandemie, weil sie ihren gefährlichen Atommüll extrem einfach loswerden, indem sie alle drei bis vier Wochen Atomtransporte auf die Reise schicken.
Während die Menschen sehr strikte Beschränkungen akzeptieren müssen, genießt die Atomindustrie unbegrenzte Freiheiten. Dazu zählt die „Freiheit“, atomare Probleme für zukünftige Generationen zu schaffen. Das Verschiffen von Atommüll nach Russland während der Pandemie ist nur ein weiteres Beispiel dafür, wie zynisch und unmenschlich die Atomindustrie agiert.
Jeglicher Transport von Atommüll muss sofort gestoppt werden.
Dazu haben wir im Januar bereits zusammen mit Greenpeace Russland 70.000 Unterschriften im Bundesumweltministerium in Berlin übergeben. Urenco sollte gezwungen werden, selbst Verantwortung für den eigenen Atommüll zu übernehmen!
Eine weitere sehr umweltschädliche Industrie ist die Kohleindustrie
Auch sie genießt in Russland große Freiheiten. Sie verheizt wortwörtlich das Klima und die Zukunft von unserer und der nächsten Generationen auf diesem Planeten.
Die Inbetriebnahme von Datteln IV bedeutet einen weiteren Schritt auf dem Weg zur globalen Klimakatastrophe. Hier geht es nicht nur um die deutsche Energiepolitik, hier geht es auch um die russische Kohle-Industrie. Beide sind dafür verantwortlich, dass sich die Chancen auf ein Überleben der Menschheit verringern, weil sich der Klimawandel beschleunigt.
Die Unverantwortlichkeit der russischen Atomindustrie kann mit der der Kohle-Industrie verglichen werden
Beide schaffen äußerst gravierende Konsequenzen für die Umwelt.
Kohle zerstört nicht nur unsere Zukunft, sie zerstört aktuell auch die Häuser und die Heimat der Menschen in Sibirien. Die Luft im Kuzbass, der wichtigsten russischen Bergbau-Region, ist so vergiftet, dass die Menschen dort an Krebs erkranken, nur weil sie normal atmen. Das Wasser der Flüsse ist schwarz, Babies werden mit tödlichen Krankheiten geboren.
Und diese Katastrophe wird größer mit der Realisierung jedes neuen Kohle-Kraftwerks wie das in Datteln. Denn Datteln IV bekommt auch Kohle-Lieferungen aus Sibirien. Mehr als 40% der deutschen Importkohle kommt derzeit aus Sibirien.
Aber es gibt immer noch eine Chance, diese Zerstörungen aufzuhalten und ein besseres Leben zu erkämpfen – ungeachtet der tödlichen Umweltzerstörung und ungeachtet der CoronaBeschränkungen. Wir können die Zerstörungen stoppen, wenn wir international zusammenarbeiten und uns dabei an einem sehr einfachen Prinzip orientieren: Kohle und Atom müssen für immer der Vergangenheit angehören – die Zeit ist schon lange reif für erneuerbare Technologien.
Dies ist der einzige Weg in die Zukunft!
Wir richten uns heute direkt an die deutsche Bundesumweltministerin Svenja Schulze:
Sie sind als Ministerin der Bundesregierung mitverantwortlich für die Genehmigung der Uranmüllexporte von Gronau nach Russland sowie für die Inbetriebnahme von Datteln IV.
Damit sind Sie auch für den Import der russischen Kohle nach Deutschland mitverantwortlich.
Wir wissen, dass Ihnen die brandgefährlichen Konsequenzen dieser Entscheidungen für die Menschen und das weltweite Klima bewusst sind.
Welche Beweggründe auch immer zu Ihren Entscheidungen geführt haben, wir fordern Sie eindringlich auf: Ergreifen Sie alle notwendigen Maßnahmen, um den Export des Uranmülls von Gronau nach Russland genauso zu stoppen wie den Weiterbetrieb von Datteln IV und den Import russischer Kohle.
Für die Zukunft der Erde und der Menschheit muss dies sofort geschehen!
Alexandra Koroleva und Vladimir Slivyak
Co-Vorsitzende der russischen Umweltorganisation Ecodefense
(Mit Material von PM)
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siehe zum Thema auch =>
BUND-Proteste gegen Datteln 4 vor der Uniper-Zentrale in Düsseldorf
. . . Publiziert am 22. Mai 2020 von antiatomeuskirchen
sowie =>
Urananreicherer Urenco: 750 Tonnen Uranmüll verlassen Gronau unter Protest
. . . Publiziert am 6. April 2020 von antiatomeuskirchen
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