Jülich (FZJ) und andere deutsche Zwischenlager für hoch radioaktive Abfälle: Bundesregierung spielt mit dem Feuer

• Studie des Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) zu deutschen Zwischenlagern – Brunsbüttel und Jülich sogar ohne Genehmigung
• Jülich (FZJ): Vier Jahre „Westcastor-Resolution“ – und nix tut sich
• Die Politik verschleppt das Problem
• Gleichzeitig gestaltet sich die Endlagersuche schwierig

Die Suche nach einem tiefengeologischen Lager für hoch radioaktive Abfälle löst nicht das akute Zwischenlagerproblem.
Eine Studie im Auftrag des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigt:

Die Situation der 16 deutschen Zwischenlager für hoch radioaktive Abfälle ist weiterhin teils hoch problematisch. Es fehlen Genehmigungen, Sicherheitsvorkehrungen sind unzureichend, es gibt kein Gesamtkonzept. Der BUND fordert von der Bundesregierung endlich ein belastbares Zwischenlagerkonzept – transparent erarbeitet, mit Beteiligung der Öffentlichkeit.

Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „Die konzeptlose Zwischenlagerung des Atommülls in Deutschland gefährdet Mensch und Natur. Dieses brisante Thema wird von der Politik schon viel zu lange verschleppt, weil sich niemand daran die Finger verbrennen will. Doch es wird noch Jahrzehnte dauern, bis diese Abfälle in ein tiefengeologisches Lager verbracht werden können – wenn es überhaupt gelingt. Diese Zeit haben wir nicht. Der BUND fordert daher eine zügige und umfassende Überprüfung des gesamten Zwischenlagerkonzepts.“

Oda Becker, Diplom-Physikerin und Studienautorin: „Die zwei deutschen Zwischenlager Jülich und Brunsbüttel besitzen seit sieben Jahren wegen fehlender Sicherheitsnachweise keine gültigen Genehmigungen.
Die abgebrannten Brennelemente lagern dort einzig aufgrund aufsichtlicher Anordnungen. In das relativ schlecht geschützte Zwischenlager Ahaus sollen die abgebrannten Brennelemente aus dem Forschungsreaktor FRM II in München verbracht werden. Es handelt sich hierbei um 87,5 Prozent angereichertes und damit waffenfähiges Uran. Dieses Vorgehen ist absolut verantwortungslos.“

Je länger Atommüll zwischengelagert wird, desto älter werden Behälterkomponenten. Das wirkt sich negativ auf die Sicherheit aus. So fehlen bisher Nachweise für das Verhalten der Materialien, die die Dichtheit für die erforderlichen langen Zeiträume gewährleisten sollen. Auch ist es in Deutschland zurzeit nicht vorgeschrieben, den Zustand der gelagerten Brennstäbe zu überprüfen. Die Sicherheit wird einzig durch rechnerische Nachweise geführt. „Das ist absolut unzureichend“, so Becker.

Die Genehmigungen für die deutschen Zwischenlager sind auf 40 Jahre befristet. Sie enden zwischen 2034 und 2047. Ein tiefengeologisches Lager für hoch radioaktive Abfälle soll aber frühestens 2050 betriebsbereit, die Einlagerung erst 2070 abgeschlossen sein. Dieser Zeitplan wird jedoch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern einhellig als unrealistisch angesehen. Demnach ist eine erste Einlagerung erst in etwa 100 Jahren (2117) wahrscheinlich.

Bandt: „Es wäre fatal, wenn das Zwischenlagerproblem dafür herhalten müsste, dass eine Atommülllagersuche auf Kosten von Sicherheit und Partizipation beschleunigt wird. Das Verfahren für die Entwicklung eines neuen Zwischenlagerkonzepts muss transparent und mit umfassender Bürgerbeteiligung erfolgen. Das wäre im Sinne politischer Glaubwürdigkeit und ein wirksamer Schritt hin zu einer erfolgreichen Standortauswahl für ein tiefengeologisches Lager.“
(PM)
Hier geht´s zur => BUND-Studie von September 2020 (pdf):
Aktuelle Probleme und Gefahren bei deutschen Zwischenlagern für hoch-radioaktive Abfälle

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siehe zum Thema auch =>
Atommüll:
Gefährliche deutsche Zwischenlager

Die Bundesregierung spielt mit dem Feuer. Es fehlen Genehmigungen, Sicherheitskonzepte und Untersuchungen zu langfristigen Auswirkungen des Atommülls in Zwischenlagern. Gleichzeitig gestaltet sich die Endlagersuche schwierig. . . . weiterlesen bei => www.energiezukunft.eu . . . 04.09.2020
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sowie den .ausgestrahlt Text =>
Planlose und gefährliche Zwischenlagerung
Selbst wenn der aktuelle Suchprozess für ein Atommüll-Lager am Ende einen Standort benennt, an den der gesamte hochradioaktive Müll gebracht werden soll: Der Abfall wird sich noch sehr lange in unzureichend geschützten Zwischenlagerhallen befinden. Die Politik verschleppt das Problem. . . . weiterlesen bei => .ausgestrahlt-Blog . . . 04.09.2020
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und zum Thema Jülich (FZJ) =>
Fehlende Genehmigung für das Zwischenlager Jülich
Das Zwischenlager Jülich wird nunmehr seit mehr als sechs Jahren ohne Genehmigung betrieben, obwohl bereits 2007 – vor mehr als zwölf Jahren(!) – eine Verlängerung der Genehmigung beantragt wurde.
Für das Zwischenlager in Jülich hat die zuständige Aufsichtsbehörde bereits vor sechs Jahren die Anordnung zur Räumung angeordnet. Dieser Zustand wird vermutlich noch eine Weile andauern.
Selbst die „Lösungssuche“ ist – zumindest offiziell – noch lange nicht abgeschlossen.
Statt schnellstmöglich eine konstruktive bauliche Verbesserung anzustreben, wird versucht das Problem anderweitig zu lösen.
Anhand dieser Erfahrungen kann befürchtet werden, wie die Situation der Zwischenlager bei Auslaufen der jetzigen Genehmigungen sein wird: Die Behälter werden in aufgrund von Sicherheitsbedenken nicht genehmigten Zwischenlagern noch Jahrzehnte aufbewahrt werden (müssen).
(aus => BUND-Studie „Aktuelle Probleme und Gefahren bei deutschen Zwischenlagern für hoch-radioaktive Abfälle“ von September 2020 ab Seite 58 „Problem: Fehlende Genehmigung für das Zwischenlager Jülich“)
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Noch mehr Infos zu Jülich =>
Zur Problematik des Jülicher Atommülls
In Jülich lagert der Atommüll aus dem 1988 stillgelegten Kugelhaufenreaktor. Bei diesem Reaktortyp entsteht vergleichsweise besonders viel Atommüll.
Das Lager, in dem sich 152 Castor-Behälter mit insgesamt fast 300.000 Brennelementen befinden, ist weder gegen Erdbeben noch gegen Flugzeugabstürze gesichert.
Die Betriebsgenehmigung ist seit 2013 ausgelaufen. Die weitere Lagerung des Atommülls konnte nur durch mehrfache Duldungsanordnungen ermöglicht werden.
Im Juli 2014 erließ die Aufsichtsbehörde dann eine Räumungsanordnung. Seitdem herrscht ein genehmigungsloser Zustand. . . .
. . . weiterlesen bei => www.westcastor.org
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