Die Sicherheit der Stromversorgung in Belgien wäre durch eine sofortige Abschaltung der Atomreaktoren Doel 1 und 2 nicht beeinträchtigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Umweltinstitut München. Unter Beibehaltung der bisherigen Importstromkapazitäten ist sogar ein vollständiger Atomausstieg Belgiens machbar.
„Die sofortige Abschaltung der Reaktoren Doel 1 und 2 würde die Versorgungssicherheit in Belgien nicht negativ beeinträchtigen“, stellt die Autorin des Papiers, Anika Limbach, fest. „Ein Kapazitätszuwachs grundlastfähiger Leistung innerhalb der letzten vier Jahre – insbesondere von Gaskraftwerken – gleicht den Wegfall der beiden Meiler mehr als aus.“
Die Atomreaktoren im belgischen Doel sind hoch umstritten. Mit Brennstoff versorgt werden sie seit jeher aus der Atomfabrik im niedersächsischen Lingen. Gegen den Brennelemente-Export nach Doel 1 und 2 ist derzeit die Klage eines Aachener Bürgers anhängig. Der Betrieb dieser Meiler ist insbesondere aufgrund altersbedingter Sicherheitsdefizite in hohem Maße risikobehaftet. Aus Sicht des Betreibers Engie Electrabel ist ein Weiterbetrieb jedoch für die Sicherheit der Stromversorgung Belgiens unverzichtbar – und dies, obwohl Doel 1 und 2 seit 2018 zweimal für jeweils rund 8 Monate zeitgleich stillstanden.
„Noch vor wenigen Jahren ließ vor allem eine angespannte Situation auf dem belgischen Strommarkt einen Atomausstieg in Belgien unmöglich erscheinen. Doch die Rahmenbedingungen haben sich verändert“, so Limbach weiter. „Anhand einer aktuellen Leistungsbilanz des belgischen Stromsektors wird deutlich, dass heute sogar ein vollständiger Atomausstieg unter Beibehaltung der jetzigen Importstromkapazitäten möglich wäre.“
Im Falle eines Super-GAUs im belgischen Atomkraftwerk Doel wären Menschen in ganz Europa betroffen. Doch die Atommeiler gefährden nicht mehr nur die Bevölkerung, sondern sie belasten auch das Stromsystem selbst. „Die belgischen Atommeiler sind inzwischen so unzuverlässig geworden, dass sie die Versorgungssicherheit gefährden“, stellt Philip Bedall, Referent für Atompolitik am Umweltinstitut München fest. „Ungeplante Ausfälle sind eine hohe Belastung für das belgische Stromsystem. Ein Atomausstieg schafft mehr Stabilität im Stromsektor und Freiraum für den Ausbau der Erneuerbaren.“
(PM)
Die komplette Analyse des Umweltinstitut München als pdf =>
Zur Sicherheit der Stromversorgung in Belgien – aktuelle Situation und Entwicklung
Noch vor Jahren ließ vor allem die angespannte Situation auf dem belgischen Strommarkt einen Atomausstieg in Belgien unmöglich erscheinen. Doch die Rahmenbedingungen haben sich verändert, was in der Öffentlichkeit bisher kaum bekannt ist. In diesem Factsheet wird die Situation der Versorgungssicherheit in Belgien unter Heranziehung aktueller Daten neu beleuchtet und bewertet. Im Zentrum steht dabei die Frage, ob eine Abschaltung von Doel 1 und 2 oder gar ein vollständiger Atomausstieg möglich wäre, ohne die Versorgungssicherheit Belgiens zu gefährden.
. . . weiterlesen bei => www.umweltinstitut.org . . . Oktober 2020
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – zur Startseite – – – – – – – – – – – –